Okay,
eigentlich wollte ich ja vom 2. miesen Dienstag erzählen, aber irgendwie bin
ich in der Zeitschleife hängen geblieben und wurde wieder beim 1. Dienstag ausgespuckt.
Als Schlagwörter für den 2. Dienstag würde ich nennen: komische Haube,
komischer Regen, komisch überfüllte Straßenbahn, komisch nichtüberfüllter
Hörsaal, komischer Marty, Selbstmordtasche, Gehsteig, nicht schnell genug
schaltendes Gehirn, Maki mit nackten Männern, asiatischer Johnny Depp und
Popcorn.
Zu der
komischen Haube gibt’s nichts zu sagen. Meine Haube war einfach violett und
komisch. Ende! Der komische Regen allerdings hat mich mit meiner Schuhwahl für
den Tag lächerlich gemacht.
Die komisch
überfüllte Straßenbahn war laut Angaben einer Mitfahrerin um diese Uhrzeit
nicht immer komisch überfüllt. Das Universum wollte mich wohl auf die
Wohnzimmer-Vorlesung vorbereiten. Danke, alleine hätte ich das nie geschafft!
Der komisch
nichtüberfüllte Hörsaal war um diese Uhrzeit auch keine Überraschung. Sogar
Marty wollte nach dem Aufstehen wieder Einschlafen (statt „Anmeldung“ stand am
Bildschirm „Abmeldung“ und blieb eine Viertelstunde so, bis ich ihn ausm Bett
rausgehaut hab. Nicht mit mir, Freundchen!).
Nach dem
Supermarktbesuch wollte meine Tasche Suizid begehen, sodass ich immer rechts
gekippt gegangen bin und die Kurven nie erwischt hab.
Die
Vorfreude auf die Wohnzimmer-Vorlesung erfüllte sich, nur diesmal gabs kein
Beingebaumle, sondern Beinausgestrecke, denn ich musste es mir unten neben dem
Professorentisch gemütlich machen. Ich fühle mit dir, masochistische Studentin,
die letzte Woche unter mir gesessen ist und Tritte abgekriegt hat… Nicht die
weiseste Entscheidung vorne auf dem Boden zu sitzen, denn Studenten haben
entweder kleine Blasen oder kurze Geduldsfäden. Vergessen wir den Begriff
„Gehsteig“, „Bockspringen“ triffts schon eher. Meine Blase hat sich allerdings
an die Umstände angepasst und meldet sich erst dann zu Wort, wenn ich mich in
der Nähe von WCs aufhalte. Ich frage mich auch, wer mir die Wirbelsäulenrichtung,
Arschwiederaufpolsterung und Knieeinölung bezahlt. Wenn das so weiter geht,
brauche ich bald Erwachsenenwindeln (man bedenke, dass ich schon seit 1 ½
Wochen DaueraufdemBoden-Sitzer bin). Erste Schritte für eine erfolgreiche
Erfinderkarriere wurden schon getan (mal davon abgesehen, dass ich technisch
nicht begabt bin und das Gebiet der Geisteswissenschaften nicht darüber
weiterhilft). Idee: Klappstuhl, mit weichem Kissen, eingebautem Minitisch zum
Draufklappen und Rollen an den Füßen. Ist es schon zu früh für die
Kontoeröffnung?
Dass mein
Gehirn eindeutig einmal untersucht werden sollte, wurde ja schon festgestellt
(Anmerkung: unsichtbare U-Bahn). Aber anscheinend könnte das ansteckend sein,
denn meine Freundin hat sich ganz schlimm mit meinem Gehirn infiziert. Dass sie
einfach nicht schaltet, dass wir bei bestimmter Station aussteigen müssen,
knüpft unser Freundschaftsband nur stärker. Gespräch:
K: „Beep!“ J: „Beep?“ K: „Beep!“ J:
„Beep?“ K: „BEEP!“ J: „BEEP!“ (der Name der Station wird wegen Angst vor
Nachahmung nicht genannt).
Vor der Uni
angekommen feststellen, dass das Interesse an der Vorlesung sich in Grenzen
hält (Erinnerungen an die Tiefkühlpizza) und elegante Pirouette Richtung zurück zur
U-Bahnstation. Doch bevor der Heimweg eingeschlagen wird, bekommen die beiden
Heldinnen Hunger (oder eher Augenhunger) auf Maki. Freundins Idee die besorgten
Maki draußen zu essen verliert an Begeisterung, als festgestellt wird, dass der
komische Regen noch keine Lust hat mit seinem Spaziergang aufzuhören. Also
stellen sich die beiden Heldinnen unter einen Gehsteigtunnel und verputzen die
Maki im Stehen (Anmerkung: Obwohl ich mich immer geweigert hab mit Stäbchen zu
essen und dieses Mal dazu gezwungen wurde, hab ich mich als geborener
Stäbchenesser entpuppt.) Allzu ungewohnt war dabei, dass ein Plakat voll
nackter Männer uns beim Essen zugesehen hat. Waren wohl auch hungrig…
Fertig mit
den Maki und den Müll entsorgt, stellt die Freundin verdutzt fest, dass weiter
hinten Johnny Depp mit Security-Leuten unterwegs ist. Verwirrte Blicke
meinerseits in besagte Richtung und verwirrtes Gestarre unsererseits. Freundin
kommt auf die Idee mich mit dem Rücken zu ihm hinzustellen und so zu tun, als
würde sie mich fotografieren, um einen Schnappschuss von ihm zu bekommen. Doch
ich rieche schon den Geruch der Verarsche und möchte sie davon überzeugen, dass
es nicht der wahre Johnny Depp ist. Freundins Ohren sind aber anscheinend
abgestürzt und ehe ich mich versah folgen wir wie Schäfchen Johnny Depp. Obwohl
wir die ersten waren, die ihn entdeckt hatten, blieben wir nicht die einzigen,
die ihn verfolgten. Johnny Depp, mit ungewöhnlich vielen asiatischen
Securities, ging cool seines Weges. Wir wollten uns von den anderen Schäfchen
abheben und gingen einmal vor ihm, dann neben ihm, dann auf der anderen
Straßenseite. Ich verfluchte ihn, weil ich am übernächsten Tag ein Referat
halten musste und damit noch lange nicht fertig war (er bekommt logischerweise
einen Beschwerdebrief von mir und eine Rechnung von meinen oben angeführten
Krankenhauskosten). Mein Geruchssinn
bestätigte sich, als er auf einmal in den Shop eines Handyanbieters einbog.
Hatte der wahre Johnny Depp so billige Promotion nötig? An der Schlange für ein
Foto (Jaja, es war eh nicht der wahre Johnny Depp, aber von wo sollen das meine
Kinder in 30 Jahren erfahren?) brav angestanden, entschied der falsche Johnny
Depp mit seinem Spaziergang fortzufahren. Enttäuscht und traurig bemerkten wir
im Shop einen Stand, wo gratis Popcorn verteilt wurde. Ein kleiner Trostpreis
wenigstens. Für den verpassten Fake-Johnny, die Tiefkühlpizza und das unfertige
Referat. Als wir entschieden nicht aufzugeben und die Verfolgung wieder
aufnahmen, fasste Freundin den Mut und
hielt einem der Securities ihr Handy für ein Foto hin. Anscheinend vom
Ruhm des falschen Johnny Depp geblendet ließ er uns kein Foto machen. Vielleicht
hat er auch bemerkt, dass Freundin einen anderen Handyanbieter hat. Was zeige
ich jetzt meinen zukünftigen Kindern? Wütend und im Rausch der Erfindung
schöner Schimpfwörter packten wir unseren Stolz und Popcorn ein und machten uns
auf den Heimweg.
K.