Donnerstag, 8. November 2012

Dienstag lässt grüßen... mit der 2. Faust!



Okay, eigentlich wollte ich ja vom 2. miesen Dienstag erzählen, aber irgendwie bin ich in der Zeitschleife hängen geblieben und wurde wieder beim 1. Dienstag ausgespuckt. Als Schlagwörter für den 2. Dienstag würde ich nennen: komische Haube, komischer Regen, komisch überfüllte Straßenbahn, komisch nichtüberfüllter Hörsaal, komischer Marty, Selbstmordtasche, Gehsteig, nicht schnell genug schaltendes Gehirn, Maki mit nackten Männern, asiatischer Johnny Depp und Popcorn.
Zu der komischen Haube gibt’s nichts zu sagen. Meine Haube war einfach violett und komisch. Ende! Der komische Regen allerdings hat mich mit meiner Schuhwahl für den Tag lächerlich gemacht.
Die komisch überfüllte Straßenbahn war laut Angaben einer Mitfahrerin um diese Uhrzeit nicht immer komisch überfüllt. Das Universum wollte mich wohl auf die Wohnzimmer-Vorlesung vorbereiten. Danke, alleine hätte ich das nie geschafft!
Der komisch nichtüberfüllte Hörsaal war um diese Uhrzeit auch keine Überraschung. Sogar Marty wollte nach dem Aufstehen wieder Einschlafen (statt „Anmeldung“ stand am Bildschirm „Abmeldung“ und blieb eine Viertelstunde so, bis ich ihn ausm Bett rausgehaut hab. Nicht mit mir, Freundchen!).
Nach dem Supermarktbesuch wollte meine Tasche Suizid begehen, sodass ich immer rechts gekippt gegangen bin und die Kurven nie erwischt hab.
Die Vorfreude auf die Wohnzimmer-Vorlesung erfüllte sich, nur diesmal gabs kein Beingebaumle, sondern Beinausgestrecke, denn ich musste es mir unten neben dem Professorentisch gemütlich machen. Ich fühle mit dir, masochistische Studentin, die letzte Woche unter mir gesessen ist und Tritte abgekriegt hat… Nicht die weiseste Entscheidung vorne auf dem Boden zu sitzen, denn Studenten haben entweder kleine Blasen oder kurze Geduldsfäden. Vergessen wir den Begriff „Gehsteig“, „Bockspringen“ triffts schon eher. Meine Blase hat sich allerdings an die Umstände angepasst und meldet sich erst dann zu Wort, wenn ich mich in der Nähe von WCs aufhalte. Ich frage mich auch, wer mir die Wirbelsäulenrichtung, Arschwiederaufpolsterung und Knieeinölung bezahlt. Wenn das so weiter geht, brauche ich bald Erwachsenenwindeln (man bedenke, dass ich schon seit 1 ½ Wochen DaueraufdemBoden-Sitzer bin). Erste Schritte für eine erfolgreiche Erfinderkarriere wurden schon getan (mal davon abgesehen, dass ich technisch nicht begabt bin und das Gebiet der Geisteswissenschaften nicht darüber weiterhilft). Idee: Klappstuhl, mit weichem Kissen, eingebautem Minitisch zum Draufklappen und Rollen an den Füßen. Ist es schon zu früh für die Kontoeröffnung?
Dass mein Gehirn eindeutig einmal untersucht werden sollte, wurde ja schon festgestellt (Anmerkung: unsichtbare U-Bahn). Aber anscheinend könnte das ansteckend sein, denn meine Freundin hat sich ganz schlimm mit meinem Gehirn infiziert. Dass sie einfach nicht schaltet, dass wir bei bestimmter Station aussteigen müssen, knüpft unser Freundschaftsband nur stärker. Gespräch:
K: „Beep!“ J: „Beep?“ K: „Beep!“ J: „Beep?“ K: „BEEP!“ J: „BEEP!“ (der Name der Station wird wegen Angst vor Nachahmung nicht genannt).
Vor der Uni angekommen feststellen, dass das Interesse an der Vorlesung sich in Grenzen hält (Erinnerungen an die Tiefkühlpizza) und elegante Pirouette Richtung zurück zur U-Bahnstation. Doch bevor der Heimweg eingeschlagen wird, bekommen die beiden Heldinnen Hunger (oder eher Augenhunger) auf Maki. Freundins Idee die besorgten Maki draußen zu essen verliert an Begeisterung, als festgestellt wird, dass der komische Regen noch keine Lust hat mit seinem Spaziergang aufzuhören. Also stellen sich die beiden Heldinnen unter einen Gehsteigtunnel und verputzen die Maki im Stehen (Anmerkung: Obwohl ich mich immer geweigert hab mit Stäbchen zu essen und dieses Mal dazu gezwungen wurde, hab ich mich als geborener Stäbchenesser entpuppt.) Allzu ungewohnt war dabei, dass ein Plakat voll nackter Männer uns beim Essen zugesehen hat. Waren wohl auch hungrig…
Fertig mit den Maki und den Müll entsorgt, stellt die Freundin verdutzt fest, dass weiter hinten Johnny Depp mit Security-Leuten unterwegs ist. Verwirrte Blicke meinerseits in besagte Richtung und verwirrtes Gestarre unsererseits. Freundin kommt auf die Idee mich mit dem Rücken zu ihm hinzustellen und so zu tun, als würde sie mich fotografieren, um einen Schnappschuss von ihm zu bekommen. Doch ich rieche schon den Geruch der Verarsche und möchte sie davon überzeugen, dass es nicht der wahre Johnny Depp ist. Freundins Ohren sind aber anscheinend abgestürzt und ehe ich mich versah folgen wir wie Schäfchen Johnny Depp. Obwohl wir die ersten waren, die ihn entdeckt hatten, blieben wir nicht die einzigen, die ihn verfolgten. Johnny Depp, mit ungewöhnlich vielen asiatischen Securities, ging cool seines Weges. Wir wollten uns von den anderen Schäfchen abheben und gingen einmal vor ihm, dann neben ihm, dann auf der anderen Straßenseite. Ich verfluchte ihn, weil ich am übernächsten Tag ein Referat halten musste und damit noch lange nicht fertig war (er bekommt logischerweise einen Beschwerdebrief von mir und eine Rechnung von meinen oben angeführten Krankenhauskosten). Mein Geruchssinn bestätigte sich, als er auf einmal in den Shop eines Handyanbieters einbog. Hatte der wahre Johnny Depp so billige Promotion nötig? An der Schlange für ein Foto (Jaja, es war eh nicht der wahre Johnny Depp, aber von wo sollen das meine Kinder in 30 Jahren erfahren?) brav angestanden, entschied der falsche Johnny Depp mit seinem Spaziergang fortzufahren. Enttäuscht und traurig bemerkten wir im Shop einen Stand, wo gratis Popcorn verteilt wurde. Ein kleiner Trostpreis wenigstens. Für den verpassten Fake-Johnny, die Tiefkühlpizza und das unfertige Referat. Als wir entschieden nicht aufzugeben und die Verfolgung wieder aufnahmen, fasste Freundin den Mut und  hielt einem der Securities ihr Handy für ein Foto hin. Anscheinend vom Ruhm des falschen Johnny Depp geblendet ließ er uns kein Foto machen. Vielleicht hat er auch bemerkt, dass Freundin einen anderen Handyanbieter hat. Was zeige ich jetzt meinen zukünftigen Kindern? Wütend und im Rausch der Erfindung schöner Schimpfwörter packten wir unseren Stolz und Popcorn ein und machten uns auf den Heimweg. 

K.

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